Meine kleine Geburt

5. April 2021
Ich hielt meinen positiven Schwangerschaftstest in der Hand und konnte nicht aufhören zu grinsen. Vermutet hatte ich es ja bereits, aber das war der Beweis. Als ich den Test meinem Freund gezeigt habe, grinsten wir gemeinsam. „Auf ein Neues“, sagten wir fast gleichzeitig.
[Ende 2019 war ich das erste Mal schwanger. Der Embryo begann sich in der ungefähr 8. Woche zurück zu bilden. So gerne wollte ich die kurze Schwangerschaft auf natürlichem Weg beenden, doch leider ging das aufgrund der Diagnose „Blasenmole/Molenschwangerschaft“ nicht und ich wurde das erste Mal in meinem Leben operiert]

28. April 2021
Heute hatte ich meinen ersten Ultraschalltermin. Ich war in der 8. Schwangerschaftswoche und blickte diesem Tag mit Freude, aber auch etwas Sorge entgegen. Was, wenn ich auf dem Bildschirm wieder eine so deformierte Fruchthöhle wie beim ersten Mal sehe? Aufgrund der Corona-Regelungen, durfte mein Freund nicht mit in die Praxis, was mir bei meiner Nervosität nicht gerade geholfen hatte.
Als wir dann endlich schallten, erblickte ich eine wunderschöne Fruchtblase mit einem kleinen Dottersack und einem noch kleineren Würmchen darin. Ich war so glücklich diese kleine Blase zu sehen. Diese Freude wurde dennoch von einem leicht mulmigen Gefühl begleitet, da ich keinen Herzschlag erblicken konnte. Die Ärztin sagte es sähe alles gut aus und dass es okay sei, dass es etwas kleiner ist. Ich bekam diesmal auch ein Ultraschallbild mit.
Es wurde ein neuer Termin ausgemacht, um bei diesem einen weiteren Ultraschall, sowie eine Blutabnahme durchzuführen.

10. Mai 2021
In den eineinhalb Wochen bis zu diesem Termin erlebte ich ein Auf und Ab von Freude und Sorge, ob denn wirklich alles okay sei und mein kleines Würmchen auch brav wachsen würde. Beim Ultraschall war ich voller Vertrauen, dass alles genau so ist, wie es sein sollte. Ich freute mich auch diesmal die kleine Blase zu sehen, obwohl ich schon nach kurzer Zeit wusste, dass die Ärztin nicht das sah, was sie sehen wollte.
Nach einigen Minuten und Messversuchen der Scheitel-Steiß-Länge (SSL) sagte sie, dass es ihr sehr leid tut, dass der Embryo zwar ein klein wenig gewachsen sei, aber bei weitem nicht so, wie er hätte sollen. Außerdem konnten wir auch bei diesem Termin keinen Herzschlag über die Maschine wahrnehmen.
Im Besprechungszimmer erzählte sie mir noch einige Dinge, von denen ich heute allerdings nichts mehr weiß. Außerdem bot sie mir eine Tablette an, die ich nehmen könnte, damit der Abort eingeleitet wird. Ich sagte, dass ich noch nicht weiß, was ich machen will und dass ich mir das überlegen werde.
In betrübter Stimmung verließ ich die Arztpraxis vor der mein Freund auf mich wartete, dem ich die unerfreulichen Neuigkeiten überbrachte. Wir haben dann eine Zeit lang über alles geredet und empfanden beide, dass das noch nicht das Ende sei, dass es sich noch nicht nach Ende anfühlt und das Würmchen vielleicht noch etwas Zeit braucht. [Das fühlte ich vor allem im Hinblick auf die Tablette, die das alles schnell „erledigt“ hätte.]
Zu Hause angekommen, versuchte ich gleich meine Energetikerin zu erreichen, die mir bestätigte, dass ich noch warten solle. Auch meine Pendelergebnisse ergaben für die nächsten 2 Tage, dass das Herzchen unseres Würmchens noch schlägt. Also sagte ich ihm, es solle sich ruhig die Zeit nehmen, die es braucht und ich ihm so lange ein warmes Zuhause schenken würde, so lange es dieses benötigt.
Am 12. Mai 2021 bekam ich durch meinen Pendel das erste Mal die Info „kein Herzschlag“. Nun hatte ich die Sicherheit, die Entscheidung ist gefallen, das Würmchen beendet seine Reise und wird mich bald verlassen.
In den nächsten Tagen beschäftige ich mich sehr viel mit dem Thema „Loslassen“. Ich wünschte mir, dass sich diesmal alles auf natürlichem Weg lösen darf. Ich unterstützte mich und meinen Körper mit Kräutertees, ätherischen Ölen und noch anderen energetischen Mitteln.

18. Mai 2021
Eine Woche ist seit dem Termin vergangen. Es hat nun immer wieder Mal im Unterleib gezogen und ich spürte, wie sich mein Körper auf die bevorstehende kleine Geburt vorbereitet. Mit meinem Pendel habe ich meine beta HCG-Werte (Schwangerschaftshormon) im Blick, die jeden Tag sanken.
[Das diente mir zur Kontrolle, dass es sich wirklich nicht wieder um eine Blasenmole handelte.]
Ich freute mich sogar schon auf dieses Erlebnis, meine kleine Geburt.
Ich war bereit loszulassen.
Es war sicher für mich loszulassen.
Ich durfte loslassen.

20. Mai 2021
Gesten Abend habe ich mir einen Beifußtee gemacht, der meinem Unterleib die nötige Kraft geben sollte. Heute Morgen hatte ich dann eine erste Schmierblutung. Es schien, als würde die Reise beginnen. Es zog ein wenig im Unterleib.

24. Mai 2021
Ein langsamer Start der Reise… Die schwachen Schmierblutungen der letzten Tage hatten heute nun an Stärke gewonnen. Ich machte viel für mich und ließ es mir gut gehen. Manchmal machte mir der Kreislauf zu schaffen, ansonsten ging es mir sehr gut. Ich achtete sehr darauf, dass ich mich schone. Sehr bald wurde mir bewusst, dass die Reise für mich und meinem Körper anstrengend und herausfordernd wird.

26. Mai 2021
Ich habe heute einen Termin in 3 Wochen bei einem anderen Gynökologen ausgemacht. Am Telefon schilderte ich ihm meine Situation und er klärte mich über mögliche Gefahren des Zuwartens auf die kleine Geburt auf, betonte jedoch, dass ich gerne noch warten kann und den natürlichen Weg gehen könne. Er meinte noch, dass ich besser zur Kontrolle kommen sollte, falls sich in den nächsten 2 Wochen immer noch nichts tut.
Und siehe da… Der Supervollmond zog vorbei und ich hatte meine erste Blutung.
Ich freute mich. Ich freute mich über mich, meinen Körper und diese großartigen Energien, die mich auf dieser Reise unterstützten.
DANKE.
Am Abend spürte ich leichte Schmerzen im Unterleib, die Gebärmutter machte sich bereit…

28. Mai 2021
Gestern war angenehm. Ich wurde von einem leichten Ziehen und einer leichten bis mittelstarken Blutung begleitet.
Heute ganz früh am Morgen ging es dann los…
Um kurz nach 4.00 Uhr früh wurde ich das erste Mal aufgrund des starken Ziehens im Unterleib wach. Da ich das von meiner Periode kannte, die ich auch meistens am Morgen bekomme, versuchte ich noch ein wenig weiter zu schlafen. Als ich dann alle 5 Minuten aufwachte, wusste ich, dass es nun richtig losgehen würde. Ich hatte wirklich sowas wie leichte Wehen und versuchte die Schmerzen durch umhergehen zu dämpfen. Ich machte mir noch eine Bachblüten-Akut-Mischung und als auch das Umhergehen nichts mehr half, ging ich auf die Toilette, um auf die Geburt zu warten. Mir war so schlecht und ich musste mich dann auch noch übergeben. Ich schwitzte am ganzen Körper. Nach insgesamt ca. einer Stunde spürte ich bei einer weiteren Kontraktion meiner Gebärmutter die Fruchthöhle aus mir rausflutschen und damit ein baldiges Nachlassen der Schmerzen.
Ich wusste, dass ich es geschafft hatte. Ich war so erschöpft, aber auch so erleichtert.
Zum Ausruhen legte ich mich kurz hin. Nach ungefähr einer halben Stunde wurde ich von erneuten Schmerzen geweckt und ich ging wieder zur Toilette. Ich spürte, wie sich die kleinen Plazenta-Teile lösten. Als auch das geschafft war, hatte ich es wirklich hinter mir. Die Schmerzen haben schnell nach gelassen und ich konnte mich endlich ausruhen.
Den restlichen Tag lang war ich zwar etwas erschöpft, strotzte jedoch vor Stolz und Fröhlichkeit, dass ich das alles geschafft habe und es mir jetzt so gut ging.
5 Stunden nach dem Abgang hat es noch hin und wieder mal gezogen, aber es fühlte sich angenehm an. Mit ging es total gut und ich war super drauf und freute mich über die überstandene Reise.

16. Juni 2021
Die letzten Wochen vergingen sehr schnell. Nach der Fehlgeburt hatte ich eine etwas stärkere und längere Blutung, was zu erwarten war. Ansonsten ging es mir einfach super.
Am Mittwoch, dem 16. Juni war es dann Zeit für den Kontroll-Ultraschall. Als der Arzt schallte, stellte er bereits nach kurzer Zeit fest, dass alle Plazenta-Rückstände von alleine abgegangen waren. Ich freute mich so sehr, dass alles genau nach meinen Wünschen und Vorstellungen geklappt hat.
2 Wochen nach diesem Termin hatte ich dann meine erste reguläre Blutung und es war alles sehr angenehm. So sanfte Tage hatte ich in diesem Leben noch nicht :p
Ich bin so unendlich dankbar für diese wunderbare und sehr aufregende Reise.

Ich möchte noch anmerken, dass ich auf meinem natürlichen Weg stets auf der Hut war und ich sofort einen Arzt aufgesucht hätte, wenn mir irgendetwas komisch vorgekommen wäre. Bei der ersten verhaltenen Fehlgeburt Ende 2019 musste ich aufgrund einer Molenschwangerschaft kürettiert werden und ich bin sehr, sehr dankbar für das gesamte Krankenpersonal, das mich damals behandelt hat. Für mich schließen sich Komplementär- und Schulmedizin, sowie Naturheilkunde nie gegenseitig aus, sondern ergänzen sich auf wunderbare Weise.

Da mir das Niederschreiben von Erlebtem sehr hilft alles zu verarbeiten, entschloss ich mich, auch diese Geschichte schriftlich festzuhalten.

Jetzt habe ich mich dazu entschlossen, die Reise meiner kleinen Geburt auch zu veröffentlichen.
Es ist mir sehr wichtig allen Frauen zu zeigen, dass wir nicht alleine sind. Fehlgeburten betreffen so viele von uns, aber leider wird sehr oft darüber geschwiegen, wo es doch so heilsam ist, sich alles von der Seele zu reden.
Mir jedenfalls hat es sehr geholfen mit Menschen über meine Situation zu sprechen. Noch leichter ist es natürlich mit Frauen, die vielleicht genau wissen, wie man sich in dieser Zeit fühlt.
Ich wünsche allen Frauen, die sich in der gleichen Lage befinden, viel Kraft, Liebe und Dankbarkeit.
Ich sehe euch.
– Sarah

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